Frank Voigt, Nicos Tzanakis Papadakis, Jan Loheit, Konstantin Baehrens (Hg.): Material und Begriff.
Arbeitsverfahren und theoretische Beziehungen Walter Benjamins.
Argument-Verlag 2019, 320 Seiten,
ISBN 978-3-86754-322-4, 24,00€
Die Rezeption von Walter Benjamins Arbeiten ist von einer Paradoxie
durchzogen: Obwohl Konsens darüber besteht, dass er seine Begriffe in
‘enger Fühlung’ mit dem jeweiligen Material entwickelt, werden seine
Schriften häufig ohne ein eigenständiges Studium seiner Quellen gelesen,
losgelöst vom jeweiligen Problem- und Debattenzusammenhang. Das
verstärkt den Eindruck einer Esoterik seiner Texte und kann zu der
Annahme verleiten, Benjamin entnehme Motive willkürlich aus seinem
Material- und Quellenstudium und nutze sie als Vehikel eines an sich
schwer in eine Tradition einzuordnenden Denkens. Die Autorinnen und
Autoren des vorliegenden Bandes legen das Gewicht auf Benjamins
Material, sei es Literatur, Theater, Metaphysik, Rechts- und
Moralphilosophie, Zeitschriftenprojekte, soziale Bewegungen oder
Stadtarchitektur. Anhand von Texten unterschiedlicher Werkphasen
untersuchen sie das Verhältnis von Material und Begriff aus beiden
Blickrichtungen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, auch Licht auf
theoretische Beziehungen und Arbeitszusammenhänge zu werfen, die bisher
eher unbeachtet blieben. Mit Beiträgen von: Caroline Adler, Manuel
Disegni, Martin Hammer, Jan Loheit, Johannes Neitzke, Noa Levin, Lotte
List, Anna Migliorini, Enrico Rosso, Georgios Sagriotis, Sam Stark,
Nicos Tzanakis Papadakis, Konstantin Baehrens und Frank Voigt.