Jessica Nitsche / Nadine Werner (Hg.): Entwendungen. Walter Benjamin und seine Quellen. Wilhelm Fink Verlag 2019, ca. 450 Seiten, ISBN: 978-3-7705-6352-4, 69,00€
„Der Text ist ein Wald, in dem der Leser der Jäger ist“ notierte Benjamin für sein Passagen-Projekt. Der Band “Entwendungen” erschließt Benjamins Arbeitsweise erstmals ausgehend von seiner eigenen Lektürepraxis. Als lesender Jäger und Sammler durchforstete Benjamin Texte von Goethe, Marx, Kafka, Freud und vielen weiteren Autoren. Angesichts der Heterogenität seiner Quellen ist erstaunlich, dass sich in der Art seiner Lektüre methodische Eigenheiten wiederholen. Burkhardt Lindner hat diesen Zugriff auf andere Autoren als „Entwendung“ beschrieben, mit der Benjamin „den fremden Text sich anverwandelt oder abstößt und damit in die eigenen Denkerfahrungen einsenkt“.
In den 18 Beiträgen des Sammelbandes werden verschiedene Dimensionen dieses Verfahrens erkundet und der Begriff der Entwendung durch Einzelanalysen geschärft. So werden Denk- und Schreibweisen sichtbar, die bislang nicht als ein von Benjamin werkübergreifend angewendetes Verfahren aufgearbeitet wurden. Alle Autorinnen und Autoren sind Nachwuchswissenschaftler/innen, die für ihre Gebiet bereits als einschlägig gelten. Mit Beiträgen von: Yanik Avila, Christian Ferencz-Flatz, Dennis Johannßen, Regina Karl, Sami Khatib, Robert Krause, Felix Lenz, Stefano Marchesoni, Ursula Marx, Vanessa Vidal Mayor, Martin Mettin, Jessica Nitsche, Alexandra Richter, Georgios Sagriotis, Nassima Sahraoui, Caroline Sauter, Tom Vandeputte und Nadine Werner.